Bamberg. Die Fußballplätze waren verwaist, das Vereinszentrum menschenleer: Mitten in der Coronazeit ist Abishanth Baskaran, den eigentlich alle nur „Abi“ nennen, aus dem Saarland zum FC Eintracht Bamberg gekommen. Durchaus eine große Herausforderung für einen dualen Studenten, der bei einem Verein Praxiswissen erwerben und etwas Geld verdienen wollte. Mit Ehrgeiz und Leidenschaft hat der heute 27-Jährige nicht nur diese Aufgabe gemeistert, sondern inzwischen bei den Domreitern und in der Stadt eine zweite Heimat gefunden. Jetzt steht für ihn ein neues berufliches Kapitel an. Ein Rückblick auf dreieinhalb Jahre mit einigen Tiefen, aber auch vielen wunderbaren Momenten im Interview.

 

Abi, Du bist ein waschechter Saarbrücker Jung‘. Was hast Du gedacht, als Du zum ersten Mal „FC Eintracht Bamberg“ gehört hattest?

Um ehrlich zu sein, nicht viel. Ich kannte den Verein bis dato gar nicht. Einige meiner Freunde wussten jedoch, dass der „FC Bamberg” mal in der Regionalliga gespielt hatte. Für mich war das damals „nur“ ein Amateurverein, der sich zu meinem Glück einen dualen Studenten leisten konnte. Dass der FCE aber mehr als „nur“ ein kleiner Amateurverein ist, habe ich erst später erlebt und verstanden.

 

Wie ist der Kontakt überhaupt zustande gekommen?

Man sagt ja, im Fußball geht nichts ohne Netzwerk und Kontakte. Aber bei mir traf dies, zumindest für Bamberg, nicht zu. Ich habe mich schlicht und einfach beworben auf die offene Stelle (grinst).

      

Und hast mit Deiner Bewerbung dann offenbar einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Dein Start war dann aber nicht unbedingt so, wie man es sich wünschen würde. Wenn man so will, bist Du fast zeitgleich mit Corona in Bamberg aufgeschlagen …

So ist es. Das war nicht einfach und eine wirklich harte Zeit, wenn ich heute zurückblicke. Corona hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht und war eine völlig neue Herausforderung, die uns allesamt unerwartet traf. Ich habe mich stundenlang mit Corona-Reglements auseinandergesetzt und diese für den Verein umgeschrieben und angewendet, viele Videokonferenzen geführt und neue Projekte in der Jugend angestoßen. Aber die Zeit auch effektiv genutzt um mit ein bis drei ehrenamtlichen Mitarbeitern die Wände in den Kabinen und im Kabinentrakt zu streichen, die Fenster des Vereinsgebäudes zu putzen, den Rasenplatz zu vertikutieren oder interne Prozesse und Strukturen umzugestalten. 

 

Große Unterstützung hast Du in dieser Zeit vom Vorstandsvorsitzenden Jörg Schmalfuß und Jugendleiter Wolfgang Scheibe bekommen, die Du auch mal als Deine Mentoren bezeichnet hast. Beide sind inzwischen ja nicht mehr beim FC Eintracht. Macht Dich das ein bisschen wehmütig?

Um ehrlich zu sein, ja! Gleichzeitig freue ich mich und gönne beiden sehr ihre Veränderung. Jörg, den ich als meinen Ausbilder und Mentor persönlich sehr geschätzt habe, ist auf seinem Karriereweg den nachvollziehbaren nächsten Schritt gegangen und Geschäftsführer bei der SpVgg Bayreuth geworden. Wolfgang Scheibe stand mir immer mit Rat und Tat zu Seite und war eine Person, die mir mit ihrer Lebens- und Funktionserfahrung sehr viel beigebracht hatte. Wolfgang bekam eine wichtige private Aufgabe, der er sich widmen musste. Dass er in seinem wohlverdienten Ruhestand nicht auf zwei Hochzeiten tanzen wollte, ist für mich völlig nachvollziehbar. Beide Abgänge kamen jedoch plötzlich und waren schwer zu verdauen. Aber Jörg und Wolfgang meine Mentoren nennen zu dürfen, ist mir nach wie vor eine Ehre – und ich bin sehr dankbar für diese lehrreichen Jahre.

 

Wofür bist und warst Du beim FCE genau zuständig?

Meine Aufgaben waren und sind vielfältig. Als Geschäftsstellenleiter kümmere ich mich zum Beispiel um Themen wie Mitgliederwesen, Beitragseinzüge, Buchhaltung, Bestandsmeldungen und Beantragung von Zuschüssen und Förderungen. Ich bin Ansprechpartner für alle Abteilungen, Behörden, Verbände, Mitglieder und diverse Organisationen. Als Jugendkoordinator und -leiter gehörte und gehört zu meinen Aufgaben das Bewerber- und Vertragsmanagement, die organisatorische Leitung der Jugendabteilung, die Koordination des Trainings- und Spielbetriebs, die Leitung verschiedener Projekte. Ich kann das gar nicht alles aufzählen. Als Social-Media-Manager habe ich mich erfolgreich um den Auf- und Ausbau der Social-Media-Kanäle sowie die Content- und Beitragsplanung gekümmert, erstellte Grafiken und Designs und war mitverantwortlich für die Homepage. Auch für die erste Mannschaft war ich aktiv: In meinen Verantwortungsbereich als Spielleiter gehörte in den vergangenen dreieinhalb Jahren auch die Organisation des Trainings- und Spielbetriebs, das Zulassungsverfahren der Bayern- und Regionalliga und die Organisation der Heimspiele der Herren. 

 

Was für ein großes Spektrum an Aufgaben und Tätigkeiten! Während Deiner Zeit hat sich der FC Eintracht hoffnungsvoll weiterentwickelt: Die erste Mannschaft schaffte den Sprung von der Bayern- in die Regionalliga, das Domreiter-Leistungszentrum macht eine hervorragende Jugendarbeit – und wirtschaftlich sind die Domreiter auf Kurs. Darauf kann man schon ein bisschen stolz sein …

Der Aufstieg und die gute Jugendarbeit ist das Verdienst vieler ehrenamtlich engagierter Menschen im und um den Verein. Ein Teil dieses Erfolgs zu sein, macht mich tatsächlich verdammt stolz. Man darf dabei aber auch nicht vergessen, dass nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen war. Wenn ich bedenke, dass in der Corona-Pandemie das Geld knapp wurde, und ich echt Angst um meine Ausbildungsstelle hatte. Das Projekt Crowdfunding, wo wir sensationellerweise 66.000 Euro an Spendeneinnahmen generierten, rettete uns das Leben. Als Verein und Team haben wir das echt gut gemeistert. Der Verein ist im ständigen Wandel. Und ich hoffe, ich konnte in den letzten dreieinhalb Jahren einen kleinen Teil dazu beitragen, dass dies im positiven Sinne geschah.

 

Woran erinnerst Du Dich besonders gerne?

Natürlich an den Aufstieg in die Regionalliga Bayern mit der ersten Mannschaft im Sommer. Aber auch die Zeit in der Bayernliga mit Chef-Coach Julian Kolbeck, der mich sehr in die Mannschaft miteinbezogen hatte, war wundervoll. Hier erlebte ich eine schöne Zeit mit Team und Stuff. Ein Resultat daraus: die unvergesslichen Abende im Partykeller meiner Studentenverbindung (lacht). Außerdem bin ich dankbar dafür, dass ich in der Pandemie-Zeit für den FC Erzgebirge Aue die Testspiele gegen FC Bayern München II und SpVgg Greuther Fürth organisieren durfte. Im Gegenzug durften wir Domreiter gegen den damaligen Zweitligisten in Aue spielen. Das waren auch einzigartige Erfahrungen. Und nicht zuletzt bleibt mir der Mannschaftsausflug mit unseren U13- und U14-Junioren in meine Heimat Saarbrücken und den tollen Testspielen gegen den 1.FC Saarbrücken, SV Elversberg, SV Saar 05 und SV Auersmacher in schöner Erinnerung.

 

Apropos Erinnerung: Was wird für Dich von Deiner Bamberger Zeit bleiben?

Der Verein und die Menschen drumherum sind mir sehr ans Herz gewachsen. Diese Zeit wird mir immer in wertvoller Erinnerung und unvergessen bleiben. Hier habe ich gelernt, in schweren Zeiten füreinander einzustehen, dass es okay ist, Fehler zu machen und was hinter dem Verein und seiner Geschichte steht. „Die Domreiter“ – das ist nicht nur eine Marke in Bamberg, sondern Leidenschaft, Liebe und Tradition!

 

Widmen wir uns noch der Zukunft: Wie geht es jetzt persönlich und beruflich für Dich weiter?

Naja, ich will mich weiter in der Sportbranche etablieren und bin gerade auf der Suche nach einer Festanstellung. Mit 27 Jahren, einer abgeschlossenen kaufmännischen Ausbildung, Berufserfahrung im Ausland und dem bald abgeschlossenem dualen Studium in Sportökonomie hoffe ich darauf, einen Arbeitgeber zu finden, der das Potenzial in mir sieht und mich in meiner Entwicklung fördert. Aktuell befinde ich mich in der Bewerbungsphase und habe noch nichts Festes.

 

Wenn Du einen Wunsch frei hättest: Was wäre das?

Für den FC Eintracht Bamberg wünsche ich mir den Klassenerhalt in der Regionalliga Bayern. Für mich persönlich wünsche ich mir ein gesundes Leben, alles andere entscheidet das Schicksal. Darf ich zum Schluss noch etwas loswerden?

 

Nur zu!

Gern möchte ich mich an dieser Stelle bei allen Menschen, die ich durch den Verein kennenlernen durfte – alle Namen aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen – bedanken. Für die Ratschläge, Erfahrungen, Freundschaften, Geduld und das Verständnis. Mein ganz besonderer Dank gilt Bernd Kaufer, Sascha Dorsch, Josef Ahmann, Alex Waltrapp und Niklas Rajczyk. Es ist eine schöne Zeit gewesen, an die ich mich gerne erinnern werde. Ich wurde sehr gut aufgenommen und in die Gemeinschaft integriert. Ich habe mich als Person weiterentwickelt und wertvolle Erfahrungen gesammelt. Bamberg ist und bleibt für mich „Meine Stadt. Mein Verein“.

 

Auch wir sagen aus ganzem Herzen Danke, lieber Abi – und wünschen Dir alles Gute für die Zukunft. Wir sehen uns!

 

Das Gespräch führte Adrian Grodel.

Fotocredit: FC Eintracht Bamberg