An der jüngeren Erfolgsgeschichte des FC Eintracht Bamberg hat auch Jörg Schmalfuß einen großen Anteil: Als Vorstandsvorsitzender des FCE stellte er zusammen mit dem jetzigen Vorstandssprecher Sascha Dorsch nach der Insolvenz 2016 die Weichen dafür, dass die Domreiter von der Bezirks- bis zur Regionalliga aufstiegen und auf gesunden wirtschaftlichen Füßen stehen. Seit Juli 2022 verantwortet er als hauptamtlicher Geschäftsführer die Geschicke des oberfränkischen Rivalen SpVgg Bayreuth. Wie hoch dort der Druck ist wieder aufzusteigen, wer die Macher sind und wie seine Gemütslage rund um seinen alten Verein ist, verrät der 37-Jährige im folgenden Interview.

 

Jörg, der Fuchs-Park war lange auch Dein „zweites Wohnzimmer“. Wie fühlt es sich an, jetzt zum ersten Mal auf der Seite des Gegners zu stehen?
Das ist schon ein komisches Gefühl – und ich musste schon oft an diesen Moment denken. Verrückt, dass es jetzt soweit ist. Ich verbinde mit dem Fuchs-Park und dem FCE viele schöne Momente. Daher freue ich mich sehr auf die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte.

 

Wie viel FCE-Herz steckt noch in Jörg Schmalfuß?

Nach über sechs Jahren Vorstandstätigkeit mit allen Höhen und Tiefen, so vielen tollen Menschen und letztlich auch dieser Erfolgsgeschichte empfinde ich natürlich nach wie vor extrem viel für den FC Eintracht. Da ist schon noch große Emotion dabei. Es wäre ja auch schlimm, wenn es anders wäre.

 

Was glaubst Du: Hat der FC Eintracht mit seiner kaum veränderten Truppe überhaupt eine Chance, die Klasse zu halten?

Selbstverständlich – auch wenn die Regionalliga sicher die größte Hürde der vergangenen Jahre ist, die der Verein überspringen muss. Die meisten Klubs holen erfahrene und gestandene Spieler für diese Klasse. Beim FCE ist das anders. Konsequent auszubilden, Talente in die erste Mannschaft zu integrieren und ihnen dort auch eine Chance zu geben, das ist der Weg der Domreiter. Und es ist gut, dass dieser Weg auch so weitergegangen wird.

 

Kommen wir nun zu Deinem jetzigen Arbeitgeber, der SpVgg Bayreuth. Wie zufrieden seid Ihr mit dem Saisonverlauf bisher?

Wir wussten, dass der Umbruch riesig ist und dass wir einige Zeit brauchen, bis alle Automatismen hergestellt sind. Dabei sind wir aber auf einem guten Weg. Etwas schmerzlich sind die letzten beiden Unentschieden gegen die U23 von Augsburg und Fürth. Da hatten wir jeweils wesentlich mehr vom Spiel und wären mit vierPunkten mehr auch voll im Soll. Aber auch das gehört zum Prozess.

 

Wie groß ist der Druck in Bayreuth, innerhalb der nächsten zwei Jahre wieder aufsteigen zu müssen?

Es ist ganz klar, dass die Erwartungshaltung da ist! Wir arbeiten daran, dieser Herausforderung auch gerecht zu werden. Wir alle – egal ob Fans, Sponsoren, Funktionäre und auch einige Spieler aus dem aktuellen Kader– haben die 3. Liga jetzt einmal erlebt und man muss sagen: Das ist eine geile Nummer. Da wollen wir wieder hin! Deswegen betreiben wir auch einen hohen Aufwand dafür.

 

Gäbe es einen Plan B bei der „Oldschdod“, falls die Rückkehr in die 3. Liga mittelfristig nicht gelingen sollte?

Einen Plan B gibt es nicht. Sowas ist ja grundsätzlich nicht planbar, daher heißt unsere Realität aktuell Regionalliga. Und wir tun gut daran, diese so anzunehmen – mit dem Anspruch, die Professionalität trotzdem so hoch wie möglich zu halten.

 

Ihr leistet Euch professionelle Strukturen in der Regionalliga. Wer sind die Macher und Geldgeber in Bayreuth?

Die Macher sind ohne Wenn und Aber Dr. Wolfgang Gruber und Christian Wedlich, die diese Strukturen mit unfassbar viel idealistischen Gedanken und den entsprechenden finanziellen Mitteln geschaffen haben. Trotzdem ist es unser Ziel, schrittweise von einzelnen Personen unabhängig zu werden, um eine nachhaltige Basis zu schaffen. Auch da hat das eine Jahr im Profifußball schon ungemein geholfen, den Pool an Unterstützern deutlich zu vergrößern. Der Weg raus aus der Regionalliga ist aber ohne Idealisten nicht zu schaffen.

 

Wie schaut Euer Matchplan für das heutige Spiel aus?

Unsere individuelle Klasse mit einer geschlossene Mannschaftsleistung über 90+x Minuten auf den Platz zu bringen. Wir wollen und müssen einfach Konstanz entwickeln und Schwächephasen unbeschadet überstehen. Ich weiß, das klingt eher nach einem Saison- statt nach einem Matchplan. Aber das ist der Prozess, den wir von Spiel zu Spiel vorantreiben und von dem wir überzeugt sind, dass wir an dessen Ende oft als Sieger vom Platz gehen werden …

 

Wie geht es aus?

Der FCE wird seine Punkte zum Klassenerhalt holen, aber heute gewinnt die „Oldschdod“ 3:0.

 

Das Gespräch führte Adrian Grodel

 

Fotonachweise:

Foto: Michael Ott